Zum Inhalt springen

End of the Rainbow / Helen Schneider 2

Auch im Standard erschien eine schöne Besprechung:

Am Ende des Regenbogens
RIEKE HÖLLER

Am Stadttheater Klagenfurt erweist man Judy Garland die Ehre. In „End of the Rainbow“ von Peter Quilter ist Helen Schneider als gebrochene Künstlerin zu sehen und hören

20140502-233833.jpg
foto: karlheinz fessl

Helen Schneider als Judy Garland am Stadttheater Klagenfurt.

Klagenfurt – Mit Judy Garland – End of the Rainbow gelingt dem Regisseur Aron Stiehl ein spannendes musikalisches Drei-Personen-Drama. In der Einführungsmatinee schickte dieser noch die Warnung „Das wird ein ernster Abend“ voraus. Aber, so Stiehl, durchaus nicht ohne Humor und tragikomische Dialoge.

Judy Garland wird 1922 geboren, steht bereits mit fünf Jahren auf der Bühne und wird zu einem glamourösen Star Hollywoods: schön, begabt und früh hochgradig drogenabhängig. Als Dorothy fasziniert sie in The Wizard of Oz, avanciert zum singenden All-American-Sweethart. In Over the Rainbow fragt sie sich, warum sie nicht über den Regenbogen fliegen kann – zu einem Zeitpunkt, als sie bereits Aufputschmittel braucht, um zu funktionieren.

Peter Quilters Stück nun kreist um Judy Garlands letzten Tage in einer Londoner Luxussuite, von einem Comeback träumend, flankiert vom jungen Mickey, dem von Tim Grobe nuanciert verkörperten „prachtvollen Verlobten“, Manager und ehemaligen Nachtclubbesitzer, und ihrem Pianisten und Vertrauten Anthony (herausragende musikalische Leistung von Alexander Lutz!).

Die Protagonisten agieren im Stadttheater in einem stimmig eleganten Interieur der 1970er-Jahre (Jürgen Kirner). Unter Mitsugu Hoshino wird das Orchester zum agierenden Teil des Schauspiels auf einer rotierenden Bühne. Den strahlenden Mittelpunkt bildet die atemberaubende, wandelbare Helen Schneider. Sie gibt eine mal kapriziöse, dann wieder kindlich verzweifelte Künstlerin am Abgrund, deren Selbstzerstörungstrip im zweiten Teil seinem Höhepunkt entgegengeht.

Sie interpretiert gekonnt und stilsicher Judy Garlands bekannteste Songs, während sich die Schlinge um den Hals des gefallenen Stars immer enger zieht. Schließlich gilt es, den Bankrott abzuwehren. Der Wunsch nach Selbstbestimmung: „This is mine you won’t take it“ aus For Once in My Life erfüllt sich nicht. Judy Garland stirbt mit nur 47 Jahren als seelisches und körperliches Wrack in London.