Herr Braun, drei Jahre sind seit Ihrem Debüt „Telltale“ vergangen. Was haben Sie und Ihre Schwester in der Zwischenzeit gemacht?
Wir haben den ersten Song für das aktuelle Album bereits kurz nach der Veröffentlichung von „Telltale“ geschrieben und ihn dann ab und an auch live ausprobiert. So haben wir das dann auch mit den anderen Songs gemacht. Aufgrund der großen Distanz zwischen London und Stuttgart geht das Songwriting bei uns nicht ganz so schnell. Wir müssen ja immer 1000 Kilometer zurücklegen, um zusammen schreiben zu können oder einen Auftritt zu spielen. Natürlich haben wir in dieser Zeit auch andere Projekte, die nicht mit unserer gemeinsamen Arbeit zusammen hängen, verwirklicht. Meine Schwester Laura hat beispielsweise einen Fotoband über tolle kleine und zum Teil auch etwas obskure Läden in London veröffentlicht. Ich habe Musik für Theaterproduktionen geschrieben oder als Produzent im Studio gearbeitet.
Ihre Schwester Laura lebt in London, Sie in Stuttgart. Wie funktioniert die Zusammenarbeit da konkret?
Wir schicken uns keine Dateien übers Internet. Wir sammeln jeweils Ideen, und wenn wir uns treffen arbeiten wir diese gemeinsam aus. Wir sitzen dann meistens Tage lang mit der Gitarre zusammen und spielen die Songs, bis wir das Gefühl haben, dass sie fertig sind. Im zweiten Schritt treffen wir uns mit unserer Band und arbeiten Arrangements aus. Dies ist nicht minder kompliziert, da die Musiker wiederum in Stuttgart und Berlin leben.
Ihr Debüt wurde von den Kritikern und Hörern sehr positiv aufgenommen. Setzte Sie das unter Druck, als es an das zweite Album ging?
Nein, das hat sich nicht auf unsere Arbeit ausgewirkt. Uns war es wichtig, uns mit dem zweiten Album nicht einfach zu wiederholen und auch etwas Neues zu versuchen. Würde das zweite Album genauso klingen wie das erste, hätten wir meiner Meinung nach etwas falsch gemacht. Wir finden, das neue Album klingt etwas reifer und durchdachter als das erste. Es wäre auch komisch wenn es nicht so wäre. Die ersten Songs für „Telltale“ sind bereits im Jahr 2007 entstanden.
Was sind die Vorteile, wenn die eigene Schwester in derselben Band spielt?
Natürlich verstehen wir uns sehr gut. Das gilt auch für die musikalische Arbeit. Wir müssen über Vieles nicht sprechen, verstehen uns ohne Worte. Das fängt zum Beispiel bei der Phrasierung einer Melodie an und endet bei der Gestaltung des Plattencovers.
Gibt es auch Nachteile?
Eigentlich nicht. Vielleicht keift man sich hin und wieder etwas schneller an. Anderseits wissen wir beide ganz genau wie wir mit solchen Situationen umgehen müssen, und das ist wiederum ein Vorteil.
Die aktuelle Platte „Highwire Haywire“ klingt noch sanfter, noch entschleunigter als das Debüt. Warum?
Ich finde nicht unbedingt, dass sie sanfter klingt. Die Songs lassen sich aber mehr Zeit , sind flächiger und offener in ihren Arrangements. Gleichzeitig entsteht unserer Meinung nach durch den sparsamen Einsatz von Instrumenten ein Fokus auf das, was wir wesentlich finden. Grundsätzlich sind wir keine Freunde der großen Geste.
Welche Geschichten wollen Sie mit Ihren Songs erzählen?
Zeit und Vergänglichkeit sind Themen die in vielen der Songs in unterschiedlicher Weise vorkommen. Es ist schwer dies in Worte zu fassen, aber ich finde, dass eine gewisse Ernüchterung, Müdigkeit und auch vielleicht auch Unsicherheit in den Songs zum Ausdruck kommt. Die klingt jetzt vielleicht nicht all zu „sexy“. Dennoch ich glaube es stimmt.
Woher kommt denn diese Ernüchterung?
Wir sind beide Mitte 30 und ich denke das Gefühl der Ernüchterung passt ganz gut ins dieses Alter. Man fragt sich immer wieder: „Und wie geht es jetzt weiter?“ Dennoch ist es kein trauriges Album geworden.